
Start in Lahnhof
Die Nacht war erholsam, das Frühstück ist wirklich gut. Im Landgasthof zum Lahnhof ist man auf die Bedürfnisse von Wanderern bestens eingestellt. So wird mir angeboten, ich könne mir gern ein Lunchpaket für den Vormittag packen. Das nehme ich allerdings nicht in Anspruch, das Frühstück reicht mir vollkommen aus. Um 8:20 Uhr verlasse ich das Landgasthaus, schnalle den Rucksack auf und starte meine Etappe nach Siegen. Der Fernwanderweg E1 führt direkt am Haus vorbei. Entlang an einer Scheune wecke ich sogleich meine Waden mit einem ersten Anstieg, hinauf zu einer Sitzbank mit einem Wegweiser.
Oben angekommen werfe ich noch einen letzten Blick über Lahnhof und das umgebende Quellgebiet, bevor ich ohne weitere nennenswerte Steigung den Nadelwald erreiche. Nach kurzer Zeit wird der Wald zunehmend jünger, bis er sich schließlich ganz lichtet. Der Generationswechsel von Nadelwald zu Laubwald wird hier sehr deutlich. Das wirkt auf mich frisch, die Natur sieht hier viel gesünder aus. Die aufsteigende Morgensonne wirft noch lange Schatten, die Vögel singen um mich herum. So schön kann es sein, wenn man am richtigen Ort ist.
Etwas weiter auf der Hochebene wurde vor einiger Zeit der Wald abgeholzt. Nur zahlreiche dünne Birken hat man stehen lassen. Denen dürfte das viele Licht bestens gefallen. Es sieht ein wenig aus wie in der Lüneburger Heide. Vielleicht haben die Trockenheit der letzten Jahre oder der Borkenkäfer ihren Beitrag dazu geleistet. Wie wird es hier in ein paar Jahren wohl aussehen?
Wald, Wald, Wald
Die Wegmarkierung ist durchgängig gut, ein Blick auf die Karte oder das Navigationsgerät ist nicht nötig. Ich komme an einem gefällten Baum vorbei an dem sich wohl eine Wandermarkierung befunden hatte. Vermutlich waren es die Waldarbeiter, die ihren Beitrag zur ausgezeichneten Orientierung geleistet haben.
Für ein "kleines Geschäft" verlasse ich an einer Lichtung kurzzeitig den Weg und schlage mich ein paar Meter durch das Unterholz. Es blüht und summt um mich herum. Über das Tal habe ich einen tollen Blick auf Nenkersorf.
Nach einiger Zeit erreiche ich eine größere Wegkreuzung. Hier wurde großflächig gerodet, die Holzpolter stehen überall. Die Wege wirken etwas verloren auf mich. Es geht nach rechts, geradeaus, halbrechts ... dazwischen kein einziger Baum. Aber vor Kurzem war hier noch dichter Wald, was auch ein Blick auf das Satellitenfoto zeigt. Das Licht können nun die Bodenpflanzen für sich nutzen. An mehreren Stellen blüht der rote Fingerhut. Das Andreaskreuz des E1 führt mich einen kleinen Pfad halbrechts nach oben. Die vier Bilder oben sind alle hier entstanden.
Ehrenrunde in Deuz
Nach einigen Kilometern durch den Wald überquert der Fernwanderweg E1 eine Wiese, die sich quer über den Bergrücken erstreckt. Links und rechts im Tal sind erste Häuser zu sehen. Im Wald gegenüber führt mich der Weg immer weiter den Berg hinunter, bis ich schließlich in Deuz aus dem Wald komme. Ein Eisenbahngleis führt auf der Straße durch die Ortschaft.
An der Hauptstraße gehe ich nach links, vorbei an einem Getränkemarkt. Da mein Wasservorrat knapp ist, will ich dringend Getränke kaufen. Aus meinen Vorbereitungen weiß ich, dass E1 direkt an einem Einkaufscenter vorbeiführen wird. Den Getränkemarkt lasse ich deshalb (sprich-) wörtlich „links liegen“ und gehe auf die nächste Kreuzung zu, dort nach rechts der Straße folgend. Unterhalb auf der rechten Seite befinden sich ein Parkplatz, ein Bahnhofsgebäude, ein Bahngleis, dahinter die Sieg mit einem Grünstreifen. Am Ende des Parkplatz gehe ich über einen Weg von der Straße nach unten. Knapp 100 Meter weiter endet der untere Weg und ich lande wieder oben an der Straße. Ein Einkaufscenter habe ich nicht gefunden und auch längst keine Markierung mehr. Auf der Karte sehe ich, dass ich am Ortsende wieder auf den E1 komme, wenn ich der Straße weiter folge. Dort angekommen beschließe ich dem E1 in umgekehrter Richtung wieder zurück nach Deuz zu folgen. Bis nach Siegen werde ich keine Gelegenheit mehr haben Getränke zu kaufen.
Der E1 führt mich auf der anderen Seite der Sieg, hinter dem hochgewachsenen Grünstreifen parallel zur Straße wieder zurück. Der Weg ist wunderschön. Auf der linken Seite befinden sich große Weideflächen. Graureiher stolzieren durch das Gras. Die rechte Seite führt auf der Rückseite eines älteren Fabrikgeländes vorbei. Die meiste Zeit verdeckt die hochgewachsene Vegetation die Sicht. Kurz bevor ich die ersten Häuser von Deuz erreiche wendet ein in die Jahre gekommener Traktor das frisch gemähte Heu. Idyllisch wie in einem 50-er Jahre Heimatfilm. Im Ort angekommen erreiche ich eine Straße weiter das ersehnte Einkaufszentrum. Es befindet sich auf der Höhe des Bahnhofsgebäudes, versteckt hinter Sieg und Vegetation. Nach meinem Einkauf gehe ich wieder hoch zu der Straße, die ich bereits vorher gegangen bin und schließe so den Kreis.
Nicht allein unterwegs
Als ich das zweite Mal den E1 am Ortsausgang erreiche, nehme ich nun die Richtung aus dem Ort heraus. Es geht leicht bergauf, erst entlang einer Wiese, dann wieder in den Wald. Erst nach einer ganzen Weile nach einer Wegkreuzung öffnet sich der Wald auf der linken Seite. Es ergibt sich eine tolle Fernsicht oberhalb von Breitenbach über das Tal. In der Ferne ist bereits der Sendeturm bei Siegen zu erkennen.
Während ich seit Deuz keinen Menschen mehr getroffen hatte, begegnen mit ab hier zunehmend mehr Menschen. Familien, kleine Gruppen, Radfahrer und später sogar Hundebesitzer ... macht sich da bereits die Nähe der Stadt Siegen bemerkbar? Wirklich allein bin ich hier nicht mehr untzerwegs. Ein kleines Stück weiter zeigt die Markierung an, dass der Fernwanderweg nach rechts verläuft. Ich beschließe aber auf dem größeren Weg zu bleiben und gehe weiter geradeaus.
Ohne die Markierung des Fernwanderwegs gehe ich gute drei Kilometer weiter durch den Wald, bis ich an einer Wegkreuzung wieder auf die offizielle Route treffe. Kurz darauf erreiche ich einen Wanderparkplatz, überquere eine Straße, gehe ein weiteres Stück durch Wald, bis die ersten Häuser von Siegen vor mir auftauchen.
Aus nordöstlicher Richtung erreiche ich die Stadt Siegen. Von den ersten Häusern bis zum Etappenziel "Hauptbahnhof" liegt allerdings noch ein weiter Weg vor mir. Nach ein paar Häusern und Straßen komme ich an einen großen Kreisverkehr. Zuerst bin ich an dem kleinen Weg der durch einen schmalen Park führt vorbei gelaufen. Eine Bank lädt zu einer letzten Rast vor dem Endspurt ein.
Der Weg führt durch einen Grünstreifen stetig abwärts. Gelegentlich bietet sich ein schöner Blick über das Stadtgebiet von Siegen - da wird klar, bis zum Ziel gilt es noch so manchen Höhenmeter zu beseitigen.
Siegen
Es zieht sich, bis ich das Stadtgebiet von Siegen erreiche. In einem Wohngebiet frage ich zwei Mädchen nach dem Weg - "Einfach eine halbe Stunde immer nach unten" bekomme ich als Antwort. Und genau so gestaltet sich auch der weitere Weg. Am Oberen Schloss angekommen habe ich schließlich das Stadtgebiet erreicht.
Um zum oberen Schloss zu kommen gehe ich dann doch noch einmal ein paar Meter entlang der Schlossmauer aufwärts. Blühende Blumenbeete und sonnenbadende Menschen auf den Wiesen - der Fernwanderweg E1 führt quer durch den Schlosspark Park.
Wegen einer Baustelle am unteren Ende des Schlossparks muss ich die markierte Route des Fernwanderwegs verlassen und "nach Gefühl" den Bahnhof erreichen. Da es "immer nach unten" geht, fällt es nicht schwer den richtigen Weg zu finden. Da ich mein Auto noch aus Bad Laasphe holen muss, beschließe ich zügig zum Bahnhof zu eilen um den nächsten Zug noch zu erwischen. An der Nikolaikirche vorbei, durch die Fußgängerzone hindurch komme ich pünktlich am Bahnhof an und fahre mit dem Zug über Erntebrück nach Bad Laasphe. Mit dem Auto finde ich dann in Siegen eine tollen Parkplatz zum Übernachten in Sichtweite des Bahnhofs. So kann ich am Abend noch eine entspannte Runde durch die Innenstadt machen und gehe dabei die markierte Route des E1 bis zum oberen Schloss noch einmal ab.
Meine Runde am Abend führt mich zunächst am Bahnhof vorbei in das Stadtzentrum. An der Sieg entlang befinden sich am Ufer Betonstufen. Das scheint ein beliebter Treffpunkt zu sein, viele junge Menschen sitzen und stehen hier. Für ein paar Minuten setze ich mich dazu und beobachte das bunte Treiben. Über die Oberstadtbrücke gehe anschließend bis zum Unteren Schloss. Der Fernwanderweg E1 führt den Fußweg zum Schloss hinauf in den kleinen Park.
Vom Unteren Schloss folge ich dem Fernwanderweg bis zur Nikolaikirche. Auch dort genießen viele Menschen den sommerlichen Abend. Dass momentan viele Einschränkungen wegen der "Corona-Krise" bestehen, ist hier nicht zu spüren. Da ich bereits am Nachmittag den Weg vom Oberen Schloss bis zur zur Nikolaikirche gegangen bin, kehre ich hier um und gehe wieder über die Kölner Straße (Fußgängerzone) zurück . Dabei komme ich erneut am Unteren Schloss vorbei, das sich direkt neben der Fußgängerzone befindet.
wow, echt schöne Fotos – das muss ja eine tolle Tour gewesen sein die Du da gemacht hast